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"Verbotene Wörter" - DSD TestDaF - B2/C1

„Verbotene Wörter“ in der DSD II
Update:
01. "ein paar"/ "eine Handvoll"  - umgangssprachlich (ugs.). Mündlich/ in einer Mail an Freunde sind diese Ausdrücke sicher akzeptabel. Nicht in der DSDII u.ä.. Schreiben Sie:  einige / einzelne / wenige.   "Ein Paar" (ein Paar Basketball-Schuhe / Viele Paare sind nicht verheiratet/ Ein Elektronen-Paar.) ist allerdings auch in akademischen Texten passend! 

02. "pro und contra" - ist lateinisch. Muss also akademisch sein, oder?  Leider nein. Haben eher die Funktion einer Abkürzung in der Umgangssprache für "Argumente für bzw. wider XY"/ "Befürworter und Gegner von XY". Mein Rat: Benutzen Sie weder pro noch contra!
Nicht:  "Ich bin pro."     Schreiben Sie: "Ich bin für / befürworte  XY."
"Im folgenden werde ich die am häufigsten genannten Argumente für bzw. gegen/wider Schönheitsoperationen nennen/anführen."  "Das entscheidende Argument gegen Ganztagsschulen ist aber, dass .... ."  "Darum bin ich persönlich gegen XY, soweit Sie kein freiwilliges Angebot für Menschen darstellen, die ... ."
Sie DÜRFEN in der DSDII schreiben:
"Dies waren drei Pro-Argumente - doch es gibt auch Contra-Argumente: ..."
Wirklich guter Stil ist das aber nicht.
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 Natürlich dürfen Sie (fast) alles sagen. Ein freies Land. Aber:
Welche Wörter sollte man in einer Hausarbeit/Bachelorarbeit/DSD II/ Goethe B2/C1/C2
NICHT benutzen, obwohl viele Deutsche sie jeden Tag sagen - und sogar der Professor diese Wörter manchmal in der Vorlesung benutzt?

(Der obige Satz wäre akademisch akzeptabler, wenn man „sagen“ durch „aussprechen/äußern“ ersetzten - und „sogar“ mit „auch“. Dass der Satz als Frage formuliert wurde, könnte auch als un-akademisch missfallen!)

Aber  Doch nun die Wörter mit Ersatz und Erklärung. Am Ende noch einige Bemerkungen.

Verbotenes Wort / Grund für „Verbot“ / Ersatzformen
1. LeuteLeute“ klingt oft leicht negativ - man meint damit viele andere Personen, zu denen man selbst oft nicht gehört / gehören will. Der Ausdruck ist zudem extrem unspezifisch und undifferenziert. Wissenschaft ist spezifisch und differenziert!!! „Junge Leute“/ „Ältere Leute“ ist eher akzeptabel. Aber auch hier sind spezifischere Bezeichnungen möglich und besser: Jugendliche/Senioren; Jugendliche zwischen 13 und 24 Jahren / Kunden / die Befragten/ Patienten über 60

Ersatz: Falls es nicht genauer geht: „Menschen“, aber meist möglich und besser: „man“.

2. ganz (VOR Adjektiv) Umgangssprache + Bedeutung unklar: „Ein ganz schlechter Film“ war ein sehr schlechter Film. „Ein ganz guter Film“ - war zwar nicht schlecht, aber auch nicht sehr gut:
„Wie schmeckt Ihnen mein Menü?“- „Ganz gut.“ - ist fast eine Beleidigung des Gastgebers!

Ersatz: „sehr“ - meist aber nur das treffende Adjektiv! Die Arbeit war besser als „gut“: Schreiben Sie: „ausgezeichnet“.
(„ganz“ als Adjektiv/Adverb ist erlaubt; „gänzlich“ auch! „Während der ganzen Reise wurden insgesamt 27.389 Proben genommen. Das Budget wurde gänzlich ausgeschöpft.“)

3. „Irgendwie fängt irgendwann irgendwo die Zukunft an“ sang Nena.
Der Akademiker schreibt: „Auf noch zu klärende Art und Weise wird gemäß der Eschatologie der Nena zu einem noch unbekannten Zeitpunkt an einem nicht eindeutig zu bestimmenden Ort eine auf diffuse Weise „neue“ Ära beginnen.“
irgendwer usw.: Umgangssprache UND sagt aus: „Ich weiß es nicht UND es ist auch nicht wichtig ODER mir persönlich gleichgültig.“
Ersatz: In solchen Fällen ist es meist das Beste, NICHTS zu schreiben.
„Eine neue Zeit werde kommen, behauptete Nena. Details nannte sie nicht.“
Oder allgemeines:
Wenn jemand weiß, wie und wann die neue Zeit oder „das Leben“ beginnt, bitte ich um einen Hinweis über die Kommentarfunktion! ;)

4. die Wichtigkeit - nicht völlig falsch, jedoch viel seltener verwendet, als meine Lerner es nutzen.
Meistens passender für „importance“: „die Bedeutung“
Die Bekämpfung der Deflation ist von großer Bedeutung.
Die Bedeutung des Klimawandels wird von vielen unterschätzt/überschätzt/falsch eingeschätzt.

5. toll, süß (wenn das Thema nicht Glukose o.ä. ist), niedlich, nett, spannend, doof, blöd, dumm, Idiot, kuscheln, schmusen, liebhaben, ankotzen, abhängen, ermorden (für „töten“, ohne Berücksichtigung der juristischen Definiton)
- das sind emotionale („emotional gefärbte“) Ausdrücke, die wissenschaftlich/für das Fach/Thema nicht definiert sind: unpassend in nicht emotionalen Texten (Klassenarbeit, DSDII usw.)

Ersatzformen: Emotionen vergessen. Sachlich formulieren. Meistens also ersatzlos streichen!
Sonst:
- süß: spricht besonders viele Mädchen zwischen neun und vierzehn Jahren an
- dumm: unklug, mit einem IQ unter 85, (für Medizinstudenten: evtl: supranasales Defizit (beliebtes Code-Wort von Medizinern für Patienten, die z.B. ihr Zäpfchen/Suppositorium schlucken - KEIN Fachwort. Fachwort: bei IQ 50-69: leichte Intelligenzminderung, leichte geistige Behinderung, ICD-10 F 70)
- Idiot: das ist/war ein Fachwort für Personen mit einem IQ unter 20 (heute nie nur am IQ gemessen)
- Scheiße gebaut, dumme Fehler: handwerkliche Fehler (Plural!) meist von Politikern/Bürokraten
- hat wieder Mist gemacht: suboptimaler Lösungsversuch (meistens Politiker)
- fände ich total cool: es würde mir sehr zusagen - Über eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch würde ich mich sehr freuen.- An einem positiven Entscheid ist mir sehr gelegen.
Gut wäre es, wenn … . Nach Möglichkeit …

6. „ein bisschen“ - äußerst populär bei meinen Lernern und absolut inakzeptabel!

Umgangssprache UND:
SEIEN SIE SPEZIFISCH!

Nicht: 2016 starben ein bisschen weniger Menschen als 2015

0,3 % /   2016 sank die Zahl der Verkehrstoten im Vergleich zum Vorjahr um 37 auf 3176.
Wenn Sie keine Zahlen haben:
Sank die Zahl der Verkehrstoten (nur) leicht.

Wenn Sie den Unterschied als zu klein empfinden:
Seit 2010 stagniert/verharrt die Zahl der Verkehrstoten bei ca. 3200 Opfern pro Jahr.

(1970 starben über 19000 Menschen auf West-Deutschlands Straßen! In Worten: Neunzehntausend!
Übrigens: Zahlen, die weniger als drei Silben haben, sollte man meist ausschreiben! Also: siebzehn, nicht 17. Tausend, nicht 1000. Aber: 21, 105, 1011. -
Wenn es um viele Zahlen geht (Statistikanalyse!), ist es aber richtig, nur Ziffern (0,123456789) zu benutzen!)

7. Und / Also / Aber - Sehr populäre Satzanfänge, die meistens nicht gut sind! Zu oft falsch benutzt: Fehler! Punktabzug!

Und: Möglich, wenn Sie in Ihrem Text erst einen Aspekt nannten, dann möglichst einen zweiten, … , und nun den letzten, der Ihnen auch besonders wichtig ist!
In anderen Fällen sollten Sie NIE mit „Und“ beginnen! -
Ersatz: Hinzu kommt …. Außerdem sind … Darüber hinaus scheint es so, dass

Also: Sehr oft GESPROCHEN. Bedeutet dann fast nichts; der Sprecher braucht aber noch ein paar Sekunden zum Denken. ;)
Geschrieben nur dann, wenn es um eine zwingende logische Folge aus dem vorher Geschriebenem geht - zwei Beispiele:
Sokrates ist ein Mensch.
Menschen sind sterblich.
Also ist Sokrates sterblich.

…, so die Studie der Psychologin Jasmin Feldker. Inklusion in der derzeitigen Praxis bedeutet also eine zusätzliche Belastung für die meisten behinderten Kinder.
Sie bedeutet aber zudem, wie vorher gezeigt, auch eine Verschlechterung der Lernbedingungen für die nicht behinderten Schülerinnen und Schüler.
Also ist die derzeitige Praxis der Inklusion abzulehnen.

Also, wenn „also“ bedeuten soll: „daraus folgt eindeutig“ DANN ist „also“ in Ordnung.
Wenn „also“ nur ein leeres Wort ist, das man im konkreten Satz auch streichen kann, ohne dass sich die Bedeutung ändert („wie ich schon gesagt habe“/ „ich sage es jetzt nochmal etwas anders“): dann sollten Sie es streichen:
Also, Wenn „also“ bedeuten soll: „daraus folgt eindeutig“, DANN ist „also“ in Ordnung.

Aber: Selten falsch, aber jedoch oft zu häufig benutzt. Auf B2/C1 erwartet man auch Ausdrücke wie: jedoch / doch / trotzdem / allerdings / des ungeachtet - ungeachtet dessen (C2) /

Weil: Benutzen Deutsche so oft beim Sprechen, dass es beim Schreiben un-akademisch wirken kann - außer Sie benutzen auch andere Ausdrücke!
„denn“ Viele Studenten müssen arbeiten, denn die Unterstützung der Eltern reicht nicht.
Deswegen/Darum/Deshalb/ Da
Das BaföG reicht selten, deshalb arbeiten viele Studierende neben dem Studium.

(Manche meiner Schüler wollen „als“ als „Kausale Konkunktion“ statt „weil“ benutzen - das kann zwar manchmal möglich sein, aber allerdings ist es ein veralteter Sprachgebrauch. Für poetische Texte eventuell/ evtl. angemessen, aber doch höchst sehr selten für DSDII und Bachelorarbeiten!)

8. Heutzutage - natürlich nicht falsch; es klingt aber seltsam, wenn es sehr junge Menschen schreiben, die nur das HEUTE kennen. „Heutzutage“ impliziert immer den Vergleich mit einer Vergangenheit, die anders war. SIE kennen keine Zeit vor dem Jahr 2000, keine Zeit ohne Internet, ohne Handy und ohne Smartphone. Bis Sie über diese Zeit genauer geforscht haben, benutzen Sie besser andere Ausdrücke. Oder benutzen „heutzutage“ für Veränderungen, die Sie miterlebt haben: „Heutzutage sind „Fidget Spinner“ sehr beliebt und jeder männliche Jugendliche will einen haben, obwohl dieses Spielzeug 2016 noch völlig unbekannt war.“

Heute , 2017 , Im 21. Jahrhundert , Seit dem 11. September 2001, derzeit, aktuell


9. ich und du / Sie
Viele Akademiker vermeiden das Wort „ich“ - das klingt ihnen zu subjektiv und unwissenschaftlich.
Sie schreiben lieber: man / wir / der Autor.
Für DSDII-Texte ist es aber in Ordnung „ich“ zu schreiben. Wenn es aber nicht um Ihre persönliche Meinung/Erfahrung geht, sollten Sie nicht zu oft „ich“ schreiben.
du - und auch Sie sind jedoch auch in einem DSDII-Text unpassend. Sie sprechen nicht direkt den Leser selbst an! Sie geben Informationen wieder und formulieren eine Argumentation!
Ich geben Ihnen hier Tipps. Dabei spreche ich Sie oft  direkt an. Jedoch ist dies ein Blog. Keine DSDII oder TestDaF-Situation.

Was möglich ist:
Doch was denken nun die Schüler selbst über Ganztagsschulen? Die vorliegenden Ergebnisse einer Umfrage aus 2016 zeigen uns eindeutig: Die große Mehrheit der Schülerinnen und Schüler (82%) möchte über ihre Nachmittage lieber selbst bestimmen.“
Sie sehen: Man darf in der DSDII eine Frage formulieren, sogar mit „doch“ und „nun“ - ähnlich wie in einer mündlichen Kommunikation. Ein „uns“ ist denkbar (aber wenn auch weder nötig noch besser).
In einer Bachelorarbeit wäre ich damit vorsichtiger. Zumindest muss der Professor an der Universität erkennen, dass man auch akademisch distanziert und langweilig schreiben KANN.

10. Nur Hauptsätze - sehr schlecht in der Prüfung!
„Die vorliegende Umfrage (Emnid, 2016) ergab, dass 82% der Schülerinnen und Schüler die Nachmittage selbstbestimmt verbringen möchte; 65,2% der Befragten auch dann, wenn sie deutlich mehr Hausaufgaben bewältigen müssten.“ - Hier sehen Sie zwei Hauptsätze mit je einem Nebensatz. In der ersten Variante (bei 9.) gab es KEINEN Nebensatz. ICH halte die erste Version bei Punkt 9 trotzdem für einen besseren Text - doch in der DSD II entscheidet der Prüfer. Und der darf den Satzbau nicht mit C1 bewerten, wenn es nur Hauptsätze gibt. Also Folglich mein Rat: Von drei Sätzen sollten zwei einen Nebensatz haben aufweisen. Und von fünf Sätzen sollte einer zwei Nebensätze haben!

„Auch wenn dies schwer fallen mag, sollte man sich daran frühzeitig gewöhnen, indem man bei Übungstexten darauf speziell achtet, sodass es einem in der Prüfung, wenn es wichtig ist, leicht fällt, eine entsprechend hypotaktische Syntax zu präsentieren, ohne intensiv darüber nachdenken zu müssen.“ (Es ist nicht nötig so komplexe Sätze wie in diesem Beispiel zu formulieren. Es schadet aber auch nicht - solange es gelingt!   Dieses Niveau sollte für Sie machbar sein:
„Man sollte sich an komplexe Sätze frühzeitig gewöhnen, indem man bei Übungstexten bewusst auf die Verwendung von Nebensätzen achtet, sodass es einem in der Prüfung leicht fällt, einen entsprechend hypotaktischen Satzbau zu präsentieren.“

11. „sollen“ - „Sollen“ bedeutet (meistens): Eine andere Person als der Sprecher/Schreiber hält die Handlung für eine gute Idee: „Ich soll jeden Tag Brocolli essen, sagt meine Mutter. Aber ich kriege das Zeug nicht runter. Schon beim Geruch werde ich grün im Gesicht.“
Soll ich dir auch ein Bier aus dem Kühlschrank bringen?“ (Ich hole mir sowieso eins, vielleicht ist es eine gute Idee, dir auch eins zu bringen.)

Viele Lerner haben falsch gelernt, dass „sollen“ ein höflicheres Wort für „müssen“ ist. Das kann manchmal so sein. Meistens nicht. In jedem Fall muss der Leser erkennen, WER (welche ANDERE Person) meint, dass etwas eine gute Idee sei! Wenn das NICHT klar ist (meistens, weil nur Sie als Autor meinen, das sei besser oder notwendig), dann ist „sollen“ FALSCH.

Lösung: Schreiben Sie „sollten“ - das ist dann Konjunktiv II von sollen und hat die Bedeutung:
„Es ist eine gute Idee, x zu tun.“ EGAL, ob von einer dritten Person oder vom Autor selbst!
("Ich finde, Sie sollten ..." ist  tatsächlich oft eine höflichere Variante zu "Sie müssen".)

12. sowieso - ist Umgangssprache. Unspezifisch ist es sowieso  natürlich auch.
Schreiben Sie entweder  gar nichts oder:
 in jedem Fall - offensichtlich/selbstverständlich/ ...  - unabhängig vom (Ausgang der Wahlen)/ von der Meinung der Experten -  ... 


13. egal - Umgangssprache. Besser: gleichgültig

14. Apparenz/Appendix/Ablution/Schraubendreher
Bei diesen Wörtern steht im Wörterbuch meist die Informartion: (geh.)
Das heißt "gehoben".   Das bedeutet für Sie: Finger weg! Nicht benutzen!
Sie sollen STANDARDdeutsch schreiben. Weder Umgangssprache (ugs.) noch "gehobene" Sprache! "Gehoben" verstehen viele als besonders elegant und gut - das stimmt selten! Meistens bedeutet es im Wörterbuch: Wird nur von Fachleuten verstanden und benutzt. Für Laien nicht verständlich.
Der Appendix - sagen Mediziner. "Normale" Deutsche sagen: der Blinddarm.
Apparenz: "Erscheinung", jedoch in der Bedeutung: Man kann Symptome einer Krankheit/ Nebenwirkungen eines Medikaments erkennen. Auch in der Kunstkritik verwendet.  "Die Apparenz von Johnny Depp" ist KEINE mögliche Kombination.
Ablution:  Lateinisch ablutare: abwaschen/spülen. So nennen Priester in der Kirche die Reinigung von Weinkelch und Hostienschale. Wenn Sie fragen: Darf ich bei der Ablution helfen? - Dann versteht Sie niemand! Helfen Sie also beim Abwasch oder beim Spülen.
Schraubendreher:  Nur Handwerker nennen dieses Werkzeug so. Für alle anderen ist es ein Schraubenzieher.
Wenn Sie im VWL-Studium über negative Externalitäten schreiben, ist das natürlich richtig und notwendig.
In der DSDII ist es dafür zu früh und eine andere Situation!  Ihr Prüfer ist weder Mediziner noch Ökonom! Wenn Sie unbedingt ein Fachwort benutzen wollen, dass nur Fachleute verstehen, dann müssen Sie dieses in Ihrem Text ERKLÄREN/ DEFINIEREN.

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